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Regenbogen über Hetzenholz Foto Andrea Voss

3.   Brief - Kontemplation in Wort und Atem

Das Herzensgebet

 

Mose war am Hof des Pharaos aufgewachsen und hatte sich an den Rand der Wüste zurückgezogen, nachdem er einen Menschen in Wut erschlagen hatte. Mose hütete die Schafe seines Schwiegervaters in der Wüste, als er einen Dornbusch sah, der brannte ohne zu verbrennen.

Er ging näher und hörte eine Stimme: Ziehe deine Schuhe aus, dieser Boden ist heilig.

Nachdem er das getan hatte, fragte er: Wer bist du? Wie lautet dein Name?

Die Stimme antwortete: Ich bin. Das ist mein Name und mein Wesen.

Ich habe eine Aufgabe für dich Mose. Du sollst mein Volk in die Freiheit führen.

Moser beteuerte vergebens, dass er für diese Aufgabe nicht geeignet ist. Letztlich nimmt er diese Aufgabe an und fragt: Was soll ich dem Pharao sagen, wer mich geschickt hat?

Sage: Das ewige SEIN hat dich geschickt.

2.Mose 3

 


 

Ich liebe diese Geschichte. Ich habe sie sehr kurz gefasst. Sie hat unzählige intensive Bilder und Worte.

Mich ermutigt: Ich kann für etwas brennen - ohne zu verbrennen.

Mich ermutigt: Die Wüste – eremos - ist ein Ort der Begegnung - der Begegnung mit mir selbst und meinen wüsten, schwierigen Seiten und meinen Aufgaben und Möglichkeiten.

Mich ermutigt: So wie ich bin - mit meiner Lebensgeschichte - bin ich wertvoll. So wie ich  bin werde ich angefragt.

Mich ermutigt: Die Wüste und meine eigenen Wüstenerfahrungen sind ein Ort der Begegnung mit dem ewigen SEIN, es geschieht also Begegnung und Beziehung - ohne dass ich damit rechne, ohne dass ich etwas dafür mache - mitten in den alltäglichen Aufgaben.

Mich ermutigt: dass Mose (und damit auch jeder und jede) diese Begegnung und Vergewisserung auch in Zukunft immer wieder erwarten und finden kann.

Mich ermutigt:  dass diese Begegnung und Beziehung zum ewigen SEIN im Leben trägt.

 

Das Herzensgebet – die Bedeutung des Wortes

 

Ein Kontemplationsweg

 

Kontemplation ist Ausrichtung auf EINS. Die Ausrichtung auf den Atem ist ein eigener Meditationsweg, der für manche Menschen vollkommen ausreicht. Andere Menschen ziehen eine Praxis mit einem Wort vor.

Im Herzensgebet wird Atem und Wort Eins. In den Atemrhythmus legt sich das Wort.

Ein Beispiel mit dem Wort Schalom

ich atme ein – Scha

ich atme aus – lom

der Atem und das Wort klingen nach.

Atem und Wort werden so ein Ganzes. Diese Einheit gewährleistet eine ruhige und stetige Praxis.

Mir ist das Herzensgebet um 1979 in einem kleinen Seminar mit Emmanuel Jungclaussen begegnet, bisher hatte ich nur davon gelesen. Ich selbst praktizierte damals Meditation in der Übungsform des Zens. Ich blieb nun im Stil des Zens sitzen und begab mich langsam aber sicher auf den Weg des Herzensgebetes. Ich las die Worte der Väter und Mütter des Herzensgebetes und erfasste sie nicht mehr nur mit meinem eher theologisch geschulten Verstand, sondern zunehmend mit dem Herzen.

Dabei ist mit dem Herz nicht das körperliche Organ allein gemeint, vielmehr gilt das Herz als Zentrum des Lebens, als Wohnort des Geistes.  Um Missverständnisse zu vermeiden spreche ich lieber vom Herz – Brust – Raum.

Für mich ergänzte sich das Sitzen im Zen mit dem Schwerpunkt im Beckenraum (auch Hara genannt ) – d.h. das Sitzen auf dem Bänkchen im Fersensitz oder das Sitzen im Lotussitz auf dem Kissen mit der Aufmerksamkeit auf den Energiemittelpunkt kurz unter dem Nabel – mit der Hinwendung zum Herzensraum. Ich empfand mich zunehmend als ganze Person mit Herz, Kopf, Bauch, Becken, Armen und Füßen. Ich begann mich mehr und mehr zu fühlen.

 

Ø Mit den Füßen habe ich Kontakt zum Boden,

Ø vom Becken fühle ich mich getragen,

Ø im Herzen ruht und verweilt die Aufmerksamkeit,

Ø der Kopf findet zur Ruhe,

Ø die Arme schließen den Kreis.

Für manche werden diese Ausführungen selbstverständlich sein, weil sie das Herzensgebet so üben.

Aber es gibt noch andere Möglichkeiten des immerwährenden Gebetes: Mein ehemaliger Arzt übte dieses Gebet jeden Morgen 45 Minuten im Schwimmen. Ich kenne Menschen, die laufen täglich und beten dabei immerwährend ihr Wort. Früher beim Langlauf (besonders beim Ski-Langlauf) habe ich selbst erfahren, wie intensiv und harmonisch, wie aufmerksam und tief dies möglich ist. Andere begannen beim Bügeln oder der Gartenarbeit.

Letztlich ist die Art des Weges nur ein Ausgangspunkt und es ist wertvoll, wenn die Meditation im Alltag geschieht bis wir vielleicht all-zeit in der Meditation verweilen. Dabei ist Regelmäßigkeit besonders wichtig, auch wenn es anfangs nur alle zwei Tage oder einmal in der Woche ist.

Dabei verbinden sich der Atem und Wort und das Wort mit dem Atem. Letztlich ist dies eins. Indem wir unser Wort im Herzen bewegen, nimmt das Wort von uns Besitz. Es erklingt und schwingt, es ertönt und schweigt. Es wird Phasen geben, da sitzen Sie aufmerksam und leicht, an anderen Tagen schießen Ihnen unendlich viele Gedanken und Bilder, Emotionen und Erinnerungen durch den Kopf.

Dies ist so und gehört zu unserem Mensch sein.

Sie brauchen und können die Gedanken nicht abstellen. Es ist vergebene Mühe und der Versuch ist Energieverschwendung. Dazu gibt es einen eigenen 5. Brief.

 

Wie können sie mit den Gedanken, Phantasien, Eindrücken, Bildern umgehen?

Akzeptieren sie, dass die „Gedanken“ zu ihnen gehören und lassen sie konkret und direkt los. Verweilen Sie nicht bei diesen „Eindrücken“ . Kehren Sie ohne innere Verärgerung, ohne Zwanghaftigkeit und irgendwelche Vorsätze in die Wiederholung Ihres Wortes zurück.

 

Wie finde ich zu meinem Wort?

 

 

Manche Leser und Leserinnen werden nun fragen, welche Worte kann ich meditieren?

In der ältesten christlichen Tradition spricht der oder die Übende den Namen Jesus Christus und fügt dem Namen manchmal einen Halbsatz an: Jesus Christus, erbarme dich meiner. In einer noch längeren Fassung heißt es: Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner.

Mit diesen Worten haben einige Menschen Schwierigkeiten. Die Worte sind lang, fast zu lang. Andere hören aus diesem Wort heraus: Mensch, du bist erbärmlich.

Ich erlebe immer wieder in der Begleitung, dass mir Menschen mit weniger Selbstwert und mit zerstörenden Selbstzweifeln begegneten und sich als wertlos bezeichnen.

Manchmal begegnete mir auch die gegenteilige Auffassung: Habe ich es nötig, dass sich Gott meiner erbarmt? Bin ich nicht grundsätzlich geliebt und wertgeschätzt?

Hilfreich ist die eigentliche Bedeutung des Wortes Erbarmen: Der Mensch ruht in einem mütterlichen Schoß, aus dem Neues erwächst. Erbarmen ist mit Barmherzigkeit verwandt und verbunden. Der Erbarmen suchende Mensch erfährt Barmherzigkeit, auch sich selbst gegenüber, es beginnt neues – eine neue Haltung und Einstellung. Dazu gehört auch, dass ich entdecken kann, dass die Erfahrung von Erbarmen nicht nur gut tut, sondern dass sie mich zu einem liebevollen Umgang mit anderen und mir selbst anregt.

Im Herzensgebet freundete ich mich mit der kurzen klassischen Form an. Ich höre mein Wort nicht moralisch,  oder gar mit drohendem und erhobenem Zeigefinger, sondern als ein Angebot: So unvollkommen wie ich bin, werde ich geliebt.

Dies hat mir gut getan und ich habe nicht mehr gegen meine Unvollkommenheit und meine persönlichen Grenzen ankämpfen müssen – auch wenn dies anstrengend war.

Ich konnte (des Öfteren) meine Schattenseiten in mein Leben hineinnehmen und sie haben sich dann oft genug verändert.

Wir nennen diese fortwährende Praxis mit dem Namens Jesu das Jesusgebet, im Jesusgebet begegnet uns eine Form des Herzensgebetes.

Es beinhaltet auch die Kurzformen: Jesus oder Jesus Christus oder Jesus Christus, erbarme dich.

Diese Worte bedeuten für mich: Jesus, Mensch wie ich und Christus, du göttliche Wirklichkeit – schenke mir dein Mitgefühl und begleite mein (neu) Werden.

Nun müssen Sie nicht das Jesusgebet auswählen, sondern können ein anderes Wort nehmen und oder das Jesusgebt variieren: Jesus, mein Leben – oder den hebräischen Namen Jesu: Jeschua.

Auch andere geistliche Worte sind geeignet und intensiv.

Ich unterscheide dabei Einstiegsworte auch Leihwort genannt und endgültige Worte. Dabei ist nicht an eine Rangfolge der Worte gedacht; sondern mit diesen Begriffen beschreibe ich, in welchem Sinn die Worte von den Übenden erfahren werden können. Für den einen Menschen ist »Schalom« ein Einstieg, für andere eine Vertiefung oder gar am Ende gültig (end-gültig).

Nun haben nicht alle Worte die gleiche Qualität. Das Wort sollte Sie, auch wenn es nicht bedacht wird, mit dem Urgrund des Lebens verbinden  und Sie selbst sollten das Wort bzw. den Satz mögen und respektieren.

 

Hierzu mache ich einige Vorschläge. Die zweisilbigen Worte eignen sich besonders als Einstiegsworte:

 

Ø     Schalom (Wohlergehen sei mit dir) oder Friede

Ø     Liebe

Ø     Du

Ø     Jeschua

Ø     Eleison oder Kyrie eleison oder Christe eleison

Ø     Ich in dir und du in mir

Ø     Du, Atem  oder Odem (Denken Sie an die Geschichte über die Schöpfung)

Ø     Amen

Ø     Freude

ebenso einladend kann ein Psalmvers sein:

Ø      z.B. Du, mein Licht

 

Wie entdecke ich mein eigenes Wort?

 

 

Beginnen Sie mit einem einfachen eher zweisilbigen Einstiegswort, dies legt sich leicht in den Atemrhythmus. Noch einmal, das Einstiegswort ist das Wort, mit dem Sie beginnen!

Lassen Sie sich im Laufe der Zeit von Ihrem Wort finden und nehmen Sie sich Zeit und Geduld. Warten Sie – es kommt zu Ihnen. Manche Menschen erkennen ihr Wort sofort, andere entdecken es irgendwann oder sie träumen es. In der Zwischenzeit nehmen Sie dieses Wort als Übung und Vertiefung, vielleicht wird es sogar Ihr Wort. Probieren Sie aber nicht dauernd ein neues, es wird dann leicht belanglos oder gleicht einem Angebot aus einem riesigen Supermarkt.

Sprechen Sie dieses Wort bzw. diesen Satz nun. Es gibt dazu mehrere Möglichkeiten:

·                    Sprechen Sie das Wort anfangs leise aus – es ist eigentlich nur für Sie hörbar. Gerade diese Form fördert die Aufmerksamkeit. Selbst in einer Gruppe ist es nicht störend. Das Wort wandert nach innen.

·                    Sprechen Sie das Wort inwendig – sprechen Sie es dabei lautlos und bewegen doch dabei die Lippen und die Zunge. Für den Anfang ist dies eine hilfreiche Übung, vom Bewegen der Zunge wandert das Wort selbsttätig in den Innenraum.

·                    Sprechen Sie das Wort inwendig – in Gedanken, aber denken und bedenken Sie es nicht. Während dem Sprechen bleiben Sie mit ihrer Bewusstheit in Ihrem Wort, es trägt Sie nicht fort, es entsteht keine Trance oder fromme Schwelgerei und keine Betrachtung des Wortes. Alles in Ihnen schweigt, nur das Wort entfaltet sich. Es stellen sich dabei durchaus Empfindungen ein. Aber Empfindungen - auch berührt sein genannt - sind mehr als Emotionen. Ein Beispiel: Dankbarkeit ist für mich eine Empfindung, sie kann mich tief berühren.

Eine weitere Möglichkeit zum Finden des Wortes

 

In den letzten Jahren entdeckte ich noch eine weitere Möglichkeit sich einem Wort anzunähern und ein Wort zu finden.

Ich rege Menschen in der Stille konkret an für ihre spirituelle Sehnsucht ein geeignetes

Wort zu finden. Dazu ist es notwendig vorher das Herzensgebet mit nur einem einzigen Einstiegswort vorzustellen, damit nicht zu viele Vorgaben existieren.

Der eigenen Sehnsucht (nicht den Wünschen!) nachzugehen, motiviert nicht nur zu einem Wort, sondern führt auch zu einer Spur, die sich im Leben auswirkt bzw. die mit dem Leben verbindet. Das Wort wird so persönlicher und verbindlicher.

Auch dieses Wort ist erst einmal ein Einstieg.

 

Die Grundübung des Herzensgebetes

 

 

Lassen sie mich die Grundübung des Herzensgebetes zusammenfassen:

·                    Sammeln Sie sich im Schweigen (möglichst im Sitzen).

·                    Sprechen Sie ihr Wort – langsam und aufmerksam, aber bedenken Sie es nicht. Es legt sich in den Atemrhythmus.

·                    Die Aufmerksamkeit ruht mit der Zeit im Herz-Brustraum; der Atem wird nicht beeinflusst, er fließt bis ins Becken.

·                    Nehmen Sie – immer öfter – die Kontemplation durch das Sprechen des Wortes in den Alltag hinein.

 

Zur Klarheit

 

Konzentration und Sammlung

Als ich schon einige Zeit saß und mich ausrichtete auf das Eine und immer wieder abschweifte, tröstete mich der Hinweis eines Lehrers, dass er noch keine Sekunde in der reinen Aufmerksamkeit gesessen habe. Erst hielt ich diesen Hinweis für eine bewusste Motivation. Mit der Zeit wurde mir deutlich, dass wir in dem Spannungsfeld zwischen Aufmerksamkeit und Loslassen/Sein-Lassen sitzen und üben. Beides kann übertrieben werden und führt zu entgegengesetzten Polen: übertriebene Aufmerksamkeit erzeugt Überspannung/ Überspanntheit; zu großes Loslassen erzeugt Schlaffheit. Das richtige Maß zu finden ist die jeweilige neue und alte Übung zugleich.

Wie kann ich nun zu mehr Sammlung finden?

·                    Gehen Sie liebevoll und gelassen mit sich um, ohne nachlässig zu sein.

·                    Ärgern Sie sich nicht über Schwierigkeiten, nehmen Sie diese an und schauen Sie diese an. Alle Schwierigkeiten erzählen uns etwas über uns selbst; aber vertiefen Sie sich nicht in sie hinein. Nehmen Sie Schwierigkeiten nur wahr, bewerten Sie sich nicht. Dies ist schwer, aber nötig.

·                    Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit vom Kopf (vom Verstand) ins Herz. Verweilen Sie im Herzraum und nicht im Denkraum. Auch der Herzraum hat seine schwierigen Seiten, aber er »denkt« nicht im Sinne des Kopfes. Der Herzraum ist nicht der unmittelbare Ort des physischen Herzens allein, sondern erstreckt bis hinüber auf die andere Brustseite. Stellen Sie sich diesen Herzraum nicht vor, schauen Sie, wo das Herzensgebet sich »einnistet«. Und denken Sie daran, ein »Nestbau« braucht Zeit und geschieht allmählich.

·                    Folgen Sie Ihrem Wort und richten Sie sich immer wieder neu – ohne Anstrengung, aber mit Aufmerksamkeit – auf Ihr Wort aus. Dies ist die größte Hilfe bei der Konzentration.

·                    Interessant ist, dass einige Neurologen die Kontemplation mit dem Wort mit der Sammlung und Präsenz verbinden.

So wird Kontemplation in der Verbindung von Atem und Wort eine neue Einheit die Spannungsausgleich und Sammlung vertieft.

 

Eutonische Übung – Körperarbeit

 

Kontaktübung mit Dehnung und Strecken –

eine ähnliche Übung finden sie unten als Download bzw. als Datei zum Hören

 

Absicht: Ich möchte Sie zu einer Übung einladen, in der der Grundkontakt und auch die Dehnung/ Streckung im Vordergrund stehen.

Material: Sie brauchen für die Übung kein Material, vielleicht zwei Bälle für die Hände.

Unterlagen: Zwei Decken oder Yogamatte und gegebenenfalls ein Kopfkissen.

Zeitdauer: Nicht länger als 20Minuten anfangs kürzer – kann in zwei Teilen geübt werden.

 

Zur Übung

Die Übung geschieht im Liegen, nehmen Sie, wenn Sie möchten – zwei Bälle oder zwei Holzkugeln in die Hand. Legen Sie ein kleines Kissen neben sich.

Dies ist die erste längere eutonische Übung. Sie können die Übung auch in zwei Teilen vollziehen. Vergessen Sie aber vor dem 2. Teil dann nicht den 1. Teil kurz zu wiederholen.

Sie liegen nun auf dem Boden, vielleicht brauchen Sie das Kissen unter dem Kopf.

Ich lade Sie zu einer Grundübung der Eutonie ein. In dieser Übung nehmen Sie Kontakt zum Boden und zu sich selbst auf.

·                    Legen Sie sich also in die Rückenlage. Vielleicht brauchen Sie ein Kissen unter dem Kopf, vielleicht möchten Sie Ihre Grundlage noch einmal verändern, vielleicht hilft Ihnen ein Bild: Legen Sie sich auf den Boden ab, als ob Sie auf warmem Sand liegen. Auch der harte Boden ist nachgiebig.
Spüren Sie nun zu den Stellen hin, die ich anspreche.

·                    Wie liegt Ihr Kopf auf? Was nehmen Sie von Ihrem Kontakt wahr?
Vielleicht möchten Sie Ihren Kopf einmal ganz sanft anheben, schon eine kleine Bewegung ist viel. Spüren Sie beim Ablegen Ihre Auflagefläche.
Wiederholen Sie die Bewegung ruhig noch einmal: Leicht den Kopf ein paar Millimeter anheben und wieder ablegen. Halten Sie auf keinen Fall die Luft an.

·                    Wenden Sie sich einem zweiten Raum im Kopfbereich zu: Ihrem Mund- und Rachenraum.
Sind die Zähne gelöst, der Mundraum eher offen oder gar geöffnet? Und vielleicht entdecken Sie, dass mit einem offenen Mund sich auch im Nackenbereich etwas ändert?

·                    Spüren Sie zu einer Schulterseite hin. Wie liegt diese Schulterseite auf? Heben Sie diese ein klein wenig an. Die Bewegung geht zum Himmel hin.
Oft sind die Anfangsbewegungen viel zu groß, machen Sie kleine Bewegungen und legen Sie wieder ab. Machen Sie es noch einmal, leicht und langsam anheben und ablegen.

·                    Nehmen Sie den ganzen Arm dazu, leicht und langsam anheben und behutsam ablegen. Und noch einmal. Der Mundraum bleibt geöffnet und gelöst.
Wenn Sie diesen Arm nach den wenigen Bewegungen mit dem anderen vergleichen, stellt der nicht geübte Arm sich schon auf die Übung ein.

·                    Heben Sie nun die andere Schulter und legen Sie diese wieder langsam ab. Die Eutonie ist langsam und lenkt die ganze Aufmerksamkeit auf die Bewegung.
Wiederholen Sie ruhig noch einmal und konzentrieren Sie sich auf diese Bewegung, nehmen Sie das Anheben und das Ablegen wahr. Nun folgt diese Hand und der Arm ebenso gemächlich und bewusst.
Und auch diese Bewegung noch einmal wiederholen.

·                    Nach Armen und Händen kehren Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit wieder zum Schulterbereich zurück. Spüren Sie Ihren gesamten Rücken bis zum Po und Becken hin. Nehmen Sie den Kontakt zum Boden wahr. Wo liegt Ihr Rücken auf? Wo hat er Abstand, wo ist er leicht wahrzunehmen und zu fühlen, wo ist es schwer möglich oder auch gar nicht? Ärgern Sie sich nicht, wenn Sie Stellen nicht wahrnehmen können. Das Nicht-Wahrnehmen ist auch eine Art Wahrnehmung.

·                    Wenden Sie sich nun Ihrem Becken zu. Wie liegt es auf? Spüren Sie zur Mitte Ihres Beckens hin. Dort ist Ihr Kreuzbein, ein nachgiebiger Teil der Wirbelsäule. Vielleicht können Sie Ihr Kreuzbein wahrnehmen.
Vom Becken aus nehmen Sie ein Bein und einen Fuß in Ihre Aufmerksamkeit mit hinein. Wo beginnt das Bein im Beckenbereich? Wo können Sie es wahrnehmen, wo weniger? Wie liegt Ihr Oberschenkel? Wie viel spüren Sie von Ihrem Knie? Hat Ihr Knie Bodenkontakt oder etwas Abstand? Ihre Wade liegt auf dem Boden. Wie viel können Sie dort fühlen?

·                    Und dann gehen Sie zur Fersenwölbung und zum Fuß. Vielleicht spüren sie einmal zur Fußsohle und nehmen diese Sohle war, indem Sie ganz langsam die Zehen zur Nasenspitze hinziehen und wieder lösen.
Stellen Sie sich nun vor, Sie heben Ihren Fuß und das Bein, von den Zehenspitzen aus, an, Versuchen Sie es nun ganz langsam und behutsam. Heben Sie das Bein nicht zu hoch und legen Sie es langsam wieder ab. Wenn Sie diese Bewegung wiederholen, richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Beginn der Bewegung und machen Sie diese Bewegung noch kleiner und behutsamer. Halten Sie nicht die Luft an, und legen Sie behutsam ab.

·                    Wenden Sie sich nun dem anderen Bein zu und vergleichen Sie die beiden Seiten. Wo beginnt dieses Bein in der Hüfte, im Beckenbereich? Wie nehmen Sie diesen Oberschenkel und das Knie wahr? Ist diese Wade ähnlich wie die Wade auf der anderen Seite? Wie ist der Übergang von Wade zu Ferse?

·                    Spüren Sie auch diese Seite noch einmal im Ganzen und wenden Sie sich dann der Fußsohle zu. Auch auf dieser Seite kann es helfen, wenn Sie die Zehen zur Nase ziehen. Vergessen Sie nicht, die Spannung wieder zu lösen. Halten Sie nicht die Luft an und geben Sie Ihren Mundraum immer wieder frei.
Heben Sie nun Ihr Bein an. Machen Sie dies langsam und bewusst und legen Sie wieder ab. Wenn Sie wollen, wiederholen Sie diesen Teil noch einmal: Bein anheben und Bein ablegen.

·                    Jetzt haben Sie einen ersten Kontakt zu vielen Bereichen Ihres Körpers. Spüren Sie nun nach, wie Sie liegen. Wie bewusst ist Ihnen Ihre Auflagenfläche? Wie ist Ihr Eindruck von Ihnen selbst, aber auch Ihr Eindruck auf den Boden, den Sie hinterlassen?

Ich möchte eine zweite kleine Übung anschließen:

·                    Ziehen Sie bei einem Bein den Fuß heran, ziehen  Sie ihn langsam über die Ferse heran. Stellen Sie ihn langsam vor dem Becken auf. Was hat sich im Rücken geändert? Falls Sie nicht darauf geachtet haben oder nicht darauf achten konnten, wiederholen Sie das Anziehen des Beines.
Was verändert sich im Rücken? Bevor Sie zum anderen Bein gehen, spüren Sie noch einmal den Kontakt zum Fuß. Der Fuß steht auf dem Boden. Sie können die Sohle, die Sie vorhin nicht so einfach fühlen konnten, jetzt vielleicht anders und intensiver wahrnehmen.

·                    Nun folgt das andere Bein: langsam über die Ferse heranziehen und spüren, was sich im Rücken ändert. Wahrscheinlich haben Sie jetzt mehr Kontakt zum Boden.

·                    Stellen Sie sich nun vor, auf Ihrem Bauch liegt ein Tennisball, und bewegen Sie Ihr Becken mit einer kleinen Bewegung so, dass der Ball Richtung Nase rollt. Bei dieser kleinen Bewegung, der Po bleibt auf dem Boden, hebt sich das Becken kaum, aber der Rücken hat intensiveren Kontakt zum ganzen Boden.

 Atem fließt.

Stellen Sie sich nun vor, der Ball rollt durch die Beine, was ändert sich in der Bewegung. Es entsteht so etwas wie ein Hohlkreuz und das Becken kippt.

·                    Wiederholen Sie die ganze Bewegung, sanft und behutsam. Der Ball rollt zur Nase, der Rücken hat intensiven Bodenkontakt, der Ball rollt durch die Beine und es entsteht ein Hohlkreuz. Diese kleine fließende Bewegung können Sie nun ein paar Mal fortsetzen, üben Sie sanft mit Ihrem Becken und genießen Sie die Bewegung.

·                    Die Beckenkippe, die Sie jetzt üben, ist eine der wenigen Rückenübungen, die auch bei akuten Schmerzen geübt werden können. Aber sind Sie dann noch vorsichtiger und behutsamer.

·                    Halten Sie nun inne, spüren Sie den Kontakt des Rückens zum Boden und lassen Sie langsam die Beine ausgleiten. Dies kann nacheinander erfolgen, oder es macht auch Freude, beide Beine sanft und leicht ausrutschen zu lassen.

Zum Abschluss nehmen Sie sich in Ihrer ganzen Gestalt wahr: Wie liegen Sie jetzt?

 

EUTONIE ÜBUNGEN FINDEN SIE GESPROCHEN ALS DATEI IN TEIL III

  

Schöpferische Idee

Schreiben des Wortes als kontemplativer Prozess

 

Sie benötigen Pastellkreiden oder andere Kreiden oder Tusche mit Pinsel - falls vorhanden, ebenso viele Papierbögen DIN A4 und DIN A3.

Nehmen Sie sich Zeit um ihr Wort zu schreiben. Es gibt dazu verschiedene Möglichkeiten. Beginnen Sie in dem Sie das Wort immer wieder im Atemrhythmus schreiben. Sie schreiben es unzählige Male und ergänzen so ihre Kontemplation durch Schreiben. Dies kann auf demselben Papierbogen geschehen. Später können Sie das Wort auch in einem Schwung auf ein einzelnes Blatt schreiben. Sehen Sie dies nicht als eine Aufgabe an, die Sie erledigen müssen. Lassen sie sich viel mehr auf den Prozess ein.  Es sollte und darf Freude und Spaß machen.

 

Nachklang

Gott ist konkrete Gegenwart.

Meister Eckhart